Hallo an Alle! Das bin ich, mein Name ist Goliath und der da unter mir ist mein Boss und ich bin vermutlich das erste Kamel mit einem eigenen Tagebuch, das rund um den Globus wollte. Für diese Geschichte zu schreiben musste mein Boss herhalten, denn meine Finger sind definitiv zu gross um auf einem Laptop zu schreiben.

Hier erst mal ein Bild von mir.






27. Juni 2002 gegen 05 Uhr morgens....

Dieser Tag sollte nicht schön enden...So viel schon mal vorweg. Schon frühmorgens setzte meinem Boss im stickig heissen Zelt die Sonne zu und als ich meinte ich müsse mit meinen 600 Kilos spasseshalber auch noch auf seine dürftige Behausung liegen, da merkte ich schon recht schnell, dass ich da völlig falsch lag.



Mein Boss fluchte laut unter dem zusammengedrückten Zelt und strampelte wild in seiner Behausung.



Ich bemerkte schnell, dass das nicht von Vorteil war für mich was ich da gerade angestellt hatte und so ergriff ich die Flucht ins nahe Unterholz wo ich vorerst einmal aus sicherer Distanz abwartete.



Gut, gut, ich hatte ja prima geschlafen in dieser Nacht und reichlich Futter war auch vorhanden an jenem Biwakplatz in der Nähe von Grandson am Neuenburgersee. Aber mein Chef sah an diesem Morgen etwas arg zerknirscht aus. Kein Wunder nach meinem stürmischen 600kg Begrüssungritual...

Unweit des Zeltes floss ein kleines Bächlein dem Neuenburgersee entgegen und die Sonne glitzerte eigenartig durch die Büsche. Ich war natürlich wieder einmal sehr ungeduldig und wollte schnell aufbrechen und weiter und so kam es, dass der Boss die Kamelpacktaschen in der Eile falsch einräumte. Das sollte an diesem Tag noch seine Folgen haben...... Gut, irgendwann, es war schon späterer Vormittag brachen wir (hihi der Ausdruck gefällt mir) unsere Zelte ab und zogen gemütlich unseres Weges, der seinerseits noch nicht verraten wollte was er uns an Überraschungen aufgepackt hatte.

Gegen Mittag kamen wir an den Stadtrand von Yverdon les Bains.



Ihr müsst wissen, zu jener Zeit fand in dieser Stadt die um zwei Jahre verschobene Schweizerische Landesausstellung "EXPO 02" statt. Entsprechend war auch etwas los an diesem Tag an jenem Ort. Wir liefen auf dem rechten Gehweg entlang der Hauptstrasse in Richtung Stadtmitte. Viele der vorbeifahrenden Fahrzeuge hupten mir zu und ich war natürlich mächtig stolz mit meinem riesigen Gepäck auf meinem Buckel. Stolz schaute ich zu den vorbeifahrenden Leuten rüber und viele winkten uns zu. Vielleicht auch nur mir? Einige Schlaue meinten sogar Kamele stehen besonders auf endlose Hupkonzerte, aber da waren sie etwas dürftig über unsere Vorlieben informiert.

Einerlei, bei einer Bäckerei durfte ich den süssen Duft von frischgebackenem Gebäck schnuppern und wurde feinsäuberlich vor dem Schaufenster angebunden. Natürlich konnte ich es nicht lassen während dem Warten die Schaufensterscheibe mit meinem Gesabber zu verschmieren, was der aufmerksamen Verkäuferin in der Bäckerei natürlich nicht entging. Wegen der EXPO 02 war zu jener Zeit in jener Stadt entsprechend viel los und es galt als gute Geschäftsleute auch schnell tüchtig Kasse zu machen. Meinem Boss fiel sogleich auf, dass die sonst üblicherweise kühlen Getränke, in jener Bäckerei lauwarm im Kühler standen und als er des unverschämt hohen Preises wegen für so eine kleine PET-Flasche noch eine moserige Bemerkung in Richtung der Verkäuferin machte, da war der Nagel für richtig Zoff zu kriegen schon gesetzt. Drinnen war ein riesiger Rummel und so musste der Chef auch besonders lange warten bis er an die Reihe kam um zu bezahlen. Während dessen wurde ich draussen natürlich von allen Seiten begafft und einige mussten in Safarimanier in Siegerpose vor mir Aufstellung nehmen um dann von ihren Freunden als Erinnerung an den Moment und zum Beweis welch kapitale Beute man da im Kasten hatte, ich Bedauernswerter, endlos fotogafiert werden. Mir lief das schon zum Halse raus und da machte ich was ich in solchen Momenten besonders gerne tue, eben ein kleines Geschäft und dies vor eben besagtem Geschäft. Das hätte ich nun besser nicht machen sollen, denn durch die Schaufensterscheibe vernahm ich, dass mein Boss anscheinend mit der Verkäuferin wegen dieses bisschen Urins von mir vor dem Laden, richtig Ärger bekam. Ich fand das witzig anzuhören und deshalb setzte ich gleich noch eins oben drauf. Das war dann aber doch etwas zu dick aufgetragen. Nun war es der guten Dame endgültig zu viel. Durch die geschlossene Türe konnte ich unmissverständlich zu mir deutend vernehmen: "ohh mais ca va pas!!!" (oder zu gut Deutsch: "Ohh das geht aber nicht!") und das konnte ich gut hören, denn schliesslich besitzen wir Kamele ein ausgezeichnetes Gehör. Als Reaktion setzte ich meinerseits noch ein besonders fettes Grinsen auf und war natürlich ganz entzückt ob dem Wirbel den ich dadurch wieder ausgelöst hatte. Ja so ein Riesenviech wie ich es bin, da bleibt manchmal kein Auge trocken. Als nun noch die herumstehenden Gaffer laut lachen mussten, wurde natürlich der Bäckereibesitzer gerufen und für den war bei der schweinischen Bescherung die sich ihm direkt vor seinem Geschäft darbot, natürlich gleich Feierabend. Und so passierte was unweigerlich passieren musste, es gab meinetwegen eine wüste verbale Auseinandersetzung. Chief versuchte natürlich das ganze so weit es ging herunter zu spielen, aber da hatte er natürlich nicht mit dem in der Ehre gekränkten Ladenbesitzer gerechnet. Es ging richtig wüst zu drinnen und ich tat zähnepfeifend so als ob ich nicht wüsste um was es da drinnen ging. Nun also mal halblang dachte ich. Wegen so einem bisschen Notdurft! Schließlich muss jeder mal müssen und ich halt wie immer zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Also setzte ich den dümmsten Blick auf den Kamele so drauf haben, was uns ja immer nachgesagt wird und harrte der Dinge die da unweigerlich kommen sollten. Das Geschrei verlagerte sich in der Folge auf die Strasse und es schien schon beinahe in einem Drama ausarten zu wollen. Gut, mein Boss pflegte was er in solchen Momenten schon oft tat und liess sich von der Bäckersfrau einen mit heissem Wasser gefüllten Eimer geben. Den musste er mir natürlich noch halb über meine Hinterfüsse verschütten und damit war für uns vorerst der Tag gerettet.

Eben bloß vorerst, denn nun ging es Schlag auf Schlag weiter. Beim weglaufen merkte ich schon, dass der Boss nicht mehr so gut drauf war. Also verhielt ich mich vorerst ruhig und wartete ab. Nach ein paar hundert Metern kam auf unserer Straßenseite eine den Anschein machende, heruntergekommene Weinhandlung. Es schien als ob dieser Großhandel schon vor einiger Zeit aufgegeben wurde und zum Zeichen dessen grüßten verstaubte Scheiben und überall herum liegender Abfall tat noch das seinige dazu. Der Eindruck der Bude war also geradezu einladend für uns um eben dort eine wohlverdiente Mittagsrast zu machen. Ich wurde meiner Lasten entledigt und durfte an den vielen Weiden hinter dem Haus knabbern. Ohh ich liebe Weidenblätter und gab mir daher auch entsprechend Mühe in kürzester Zeit möglichst viel davon in mich hinein zu stopfen. Die kann man als Kamel nämlich so schön zwischen den Zähnen von den Ästen abstreifen was ich denn auch voller Elan tat. Boss sass auf der Treppe der Warenrampe und war seinerseits auch damit beschäftigt sein Mittagessen einzunehmen. Plötzlich fuhr ein Fahrzeug quietschend auf den Hof und ihm entstieg ein dicker unfreundlicher Mann mit feuerrotem Kopf und dickem Hals. Einen solchen musste er ob unseres Anblicks auch unweigerlich machen und schrie sofort rum und unmissverständlich gestikulierte er dazu mit seinen wurstigen Fingern, dass wir von hier null koma plötzlich zu verschwinden hätten. Meinem Chef gingen ob solcher Impertinenz schon fast die Gäule durch und ich konnte mich gerade noch zurückhalten mit weiter fressen, sonst hätte der Disput wo möglich noch in einem wilden Geraufe geendet. Ohh dachte ich, sind die aber nervig hier. Das ist aber mit Abstand der unfreundlichste Empfang der uns seit jeher irgendwo geboten wurde. Mir wurden mehr schlecht als recht die Taschen aufgebunden und ich wurde von jenem Ort weggezerrt wo es mir doch eigentlich sehr gut gefallen hätte.

Merde.. (Scheisse) dachte ich, muss denn heute alles schief gehen? An einem Fußgängerstreifen wechselten wir die Straßenseite und liefen an einer Zeile schäbiger Häuser entlang. Boss ging kurz in ein Cafe um zu pinkeln und ob des unerwarteten Stresses wegen, ausnahmsweise eine Packung Zigaretten zu kaufen. Jungs an Spielautomaten machten derweil dumme Bemerkungen in meine Richtung, was ich aber einfach ignorierte.

Alsdann wurde weiter marschiert und ich wusste ja eh nie wie lange marschiert wurde und so trottete ich gelangweilt meines Weges und weil mir der Chef nichts von seinen Broten abgeben wollte an diesem Tag, war mir eh alles scheißegal. So kam denn was kommen musste, ich war unaufmerksam und da geschah schon das nächste Malheur. Hinter der Häuserzeile befand sich eine doppelspurige Eisenbahnlinie und just in jenem Moment wo wir am letzten Haus vorbei zogen um dann auch gleich den endenen Bürgersteig verlassen zu müssen um die Strasse überqueren zu können, um die andere Strassenseite zu erreichen, genau in dem Moment kam von hinter dem Haus ein Güterzug hervor geschossen. Der Lärm der Kesselwagen war ohrenbetäubend und der aufmerksame Leser weiss schon was das für ein Kamel bedeutet.....

Ich riss mich los galoppierte davon und die Strasse überquerend ergriff ich die Flucht nach vorne. Dies blieb natürlich zwei äusserst gewissenhaften Gendarmen der Waadtländer Polizei nicht verborgen. Sie kamen eilends herbei und mussten natürlich meinem Chef der mich in der Zwischenzeit schon längst wieder eingefangen hatte ein paar vorwurfsvolle Fragen stellen. Ich erinnere mich in etwa noch an das Folgende: Wo kommen Sie her, wohin wollen Sie? Weshalb reisen Sie denn mit einem Kamel umher? Haben Sie Papiere für dieses Tier? Könnten wir mal Bitte ihre Ausweise sehen? Dazu wurde wild mit der Zentrale hin und hergefunkt, was ich aber nicht genau verstehen konnte, da sich der eine Beamte dabei immer abwandte von uns. Mein Boss suchte während dessen verzweifelt in meinen 10 Packtaschen nach unseren Ausweisen, welche er aber in der Aufregung nicht sogleich fand. Die Beamten unterliessen es nicht in Richtung meines Bosses schwere Vorwürfe wegen meiner soeben erfolgter Eskapade zu erheben, drohend, belehrend und in den schwärzesten Farben malend, wie das tragisch hätte enden können. Und ob all dem, schon etwas ungeduldig und etwas pikiert ob der vielen Gaffer die natürlich um diesen Basar herum standen, mussten sie natürlich die Autorität vertreten, was ihnen in der glühenden Mittagshitze natürlich vortrefflich gelang. Der Asphalt heizte die Stimmung noch zusätzlich auf und ein kühlender Pernod für die Herren schien vorläufig in weite Ferne gerückt zu sein. "Scheisse, Scheisse, wo ist denn diese Versicherungspolice der Tierhalterhaftpflichtversicherung stiess mein Chef aus!" Das ganze schien ihm sehr sehr peinlich zu sein. Er durchsuchte mehrfach vergeblich die vielen Taschen meines Gepäcks. Man erhielt von der Zentrale den Auftrag mich und meinen Chef unverzüglich vom Stadtgebiet weg zu weisen, denn es sei strengstens verboten mit Kamelen die Stadt zu durchqueren beschied man uns. Das passte jedoch meinem Chef ganz und gar nicht in den Kram, denn schliesslich wollte er in dieser Stadt, die als eines der Wahrzeichen dieser Landesausstellung geltende künstliche Wolke sehen. Nun, vorerst rauchneten bloss unsere Köpfe und ich verhielt mich deshalb vorsichtshalber einmal ruhig.

Nicht aber mein Chef der argumentierte lautstark von seinen ihm verfassungsmäßig zugesicherten Rechten auf Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit und überdies hatten wir uns bis anhin überall frei Bewegen können, ausser im Appenzellerland von wo wir vor drei Wochen frustriert wegzogen weil man uns rund um´s Haus sämtliche Wanderwege verbarikadierte und auf dem Wanderweg welcher entlang des weltberühmten Rheinfalls bei Schaffhausen führt. Dort meinten übereifrige Beamte, dass man mit einem Kamel da nicht einfach so durchgehen könne ohne Sonderbewilligung. Die hatten die Rechnung aber ohne meinen Chef gemacht. Der sagte ihnen gleich, dass sie sich dann am nächsten Tag in den Zeitungen und im Fernsehen wiederfänden. Das genügte und es blieb bei einem belehrenden Verweis. "Es gäbe ein Reglement der Stadt Neuhausen am Rheinfall bei Schaffhausen, wonach Veranstaltungen am Rheinfall genehmigungspflichtig seien" meinten sie noch. Darunter falle beispielsweise ein Club-Ausflug von Hundebesitzern.....mit deren Tieren. Der geneigte Leser merkt das hier eine ernstzunehmende Parallele besteht....

Es gipfelte darin, dass die beiden Herren nun den Vorgang aufnehmen mussten, was natürlich meines fehlenden festen Wohnsitzes und noch mehr dem meines Bosses wegen, eine äusserst komplizierte Angelegenheit zu werden drohte. Denn schliesslich müsse man für die Gerichtskasse einen noch nicht und mangels Erfahrung mit "Kameldelikten" einen schwer zu beziffernden Kostenvorschuss einkassieren und überhaupt habe man mit solchen "Kameldelikten" nicht alle Tage zu tun.

Der guten Ordnung halber kann gesagt werden, dass in jener Zeit über diese Stadt heuschreckenschwarmartig wilde Horden von Halbwüchsigen, die als Schulklassen an die "EXPO 02" anreisten, hereinbrachen. Diese nutzten natürlich die Zeit um während des Aufenthalts in jener Stadt ihre bleibenden Eindrücke in Form von mal heiterem mal weniger witzigem Schabernack zu hinterlassen. Das wiederum veranlasste den Bürgermeister in der Presse eine Erklärung zu verbreiten, dass die Stadt dem ganzen Treiben nicht länger untätig zuschauen könne und das man ab sofort mit null Toleranz und der ganzen Härte des Gesetzes wo immer nötig ein Exempel statuieren werde.

Da kamen wir zwei etwas exotisch anmutenden Landstreicher natürlich gerade richtig. Da unsere Unterlagen nicht sofort gefunden wurden, gipfelte die Angelegenheit nun darin, dass man mich nun sogleich beschlagnahmen müsse und das man den zuständigen Amtstierarzt verständigen werde, denn das gehe natürlich nicht, dass man mit einem papierlosen Kamel in der Weltgeschichte herum zigeunert. "Und wozu das ganze überhaupt wollte der eine der Beamten nun ganz genau werdend wissen?" Nun bis zu jenem Zeitpunkt verlief unsere "Weltreise" geradezu unspektakulär, denn meinem Chef war schon klar, dass unser Aufzug bei den jeweiligen Begegnungen mit Menschen äusserst kafkaesk erscheinen musste. Wollte man da ehrlich sein und sagen man sei vor nur zwanzig Tagen im Appenzellischen aufgebrochen um zu Fuss in ca. sieben Jahren die Welt zu umrunden? Womöglich hätte an jenem Abend die zuständige Landespsychiatrische Anstalt Zuwachs bekommen.

Absurd das Ganze und überhaupt, den Boss begann die ganze Angelegenheit und die Art dieser Beamten und deren Kleinkariertheit nun plötzlich ganz gewaltig zu nerven. Mit den besten Argumenten fechtend setzte er den Herren zu was er eben gerade so zu seiner Verteidigung vorbringen konnte. Nun meinten die Herren Beamten, wenn Sie so wollen, dann können wir selbstverständlich auch ganz anders. Man orderte per Funk von der Zentrale Verstärkung herbei und die immer mehr werdenden Gaffer freuten sich schon diebisch über diese aussergewöhnliche Abwechslung die ihnen da gratis geboten wurde. Schliesslich sieht man nicht alle Tage wenn jemand mit einem Kamel verhaftet werden soll. Mein Boss meinte dann nur zu den Beamten, in diesem Falle müssten sie sich ab jetzt um meine Versorgung kümmern und überhaupt betrachte er sich nun als Untersuchungsgefangener und wünsche unverzüglich mit dem zuständigen Untersuchungsrichter sprechen zu dürfen. Und um dies noch mit der entsprechenden Gestik zu unterstreichen liess er meine Führleine los. Ich stand nun frei vor den verdutzt dreinschauenden Polizisten. Überdies drohte er wild gestikulierend mit dem besten Anwalt aus Zürich, den er so schnell wie möglich verständigen werde und natürlich müsse ob so viel Schildbürgertum auch sogleich die ganze in Yverdon versammelte Weltpresse von diesem Vorfall erfahren. Ich stand dann plötzlich vor den zwei verdutzten Beamten, die in Angst um Ihre Köpfe nicht mehr so recht wussten wie ihnen geschah.

Gerade zum denkbar günstigsten Zeitpunkt für uns kam ein Vertreter der Presse zu dem Auflauf hinzu, fotografierte den ganzen Pulk und begann sofort einen Notizblock zückend meinen Boss zum Hergang des Geschehens zu befragen. Ab diesem Moment begannen sich die Absichten der beiden Polizisten urplötzlich ins Gegenteil und damit in Rauch aufzulösen. Von Ihren staatsschützerischen Absichten blieb plötzlich nicht mehr viel übrig und es fiel ihnen vermutlich der längst überfällige Pernod ein. Dieser Umstand rettete vermutlich die Situation und die Geschichte nahm einen ganz anderen Verlauf als geplant. Keine Busse, ledglich eine halbherzige ehrenrettende Verwarnung wurde ausgesprochen und wie aus dem Nichts entstanden, löste sich der ganze Spuk urplötzlich wieder auf und die Staatsmacht zog unverrichteter Dinge wieder ihres Weges.

Der Journalist war aber ein alter Hase seiner Zunft und wie neugierige Journalisten eben so sind zog er meinem Boss ziemlich schnell die ihm noch fehlenden Würmer für seine Story aus der Nase. Dadurch entstand denn auch besagtes Foto und ein Text der erstmalig öffentlich machte was wir zwei da für abstruse Absichten hatten. An eine klandestine Durchführung unseres Vorhabens war so natürlich nicht mehr zu denken. Es ist bekannt dass Reporter mit Vorliebe den Polizeifunk abhören, denn dadurch kommen Sie zu interessanten und aussergwöhnlichen Stories für die jeweiligen Leser ihrer Druckerzeugnisse und so kam was kommen musste, urplötzlich waren wir umgeben von einer wilden Horde von Pressefotografen. Natürlich wollte jeder die Geschichte wissen und um nicht von unserem Missgeschick erzählen zu müssen hat ihnen mein Boss dann eben von unserem Vorhaben die Welt zu umrunden erzählt. Wir waren eben gerade in den Kanton Waadt eingelaufen und hatten noch gut und gern eine Woche zum durchqueren dieses Kantons vor uns. Die Geschichte mit der Polizei hätte, wäre sie publik geworden, für uns unweigerlich zum Boomrang werden können. Natürlich hätte ab dann jeder Polizist versucht uns auf irgend eine Art und Weise an den Karren zu fahren und in die Pfanne zu hauen und das musste mein Boss unter allen Umständen zu verhindern wissen. Ich weiss heute, dass mein Boss damals plante niemandem von der Weltreise ein Wort zu erzählen. So sind wir denn auch ohne auch nur ein Bild zu machen von unserem Startpunkt in St. Margrethen an der Österreichisch / Schweizerischen Grenze am 6. Juni des besagten Jahres los marschiert. Und ohne dass auch nur jemand in diesen drei Wochen die nunmehr vergangen waren erfuhr was unsere Absicht war, machten wir zuvor für alle die uns fragten ein paar Tage Ferien. Nicht mehr aber ab jenem Tag. Der Ruf eilte uns voraus und es sollte an jenem Tag und den folgenden deswegen nur noch viel schlimmer kommen....

Vorerst schien die Situation gerettet zu sein. Die Journalisten begleiteten uns auch noch durch die Stadt und schossen überall Bilder von mir. Ich genoss das sehr im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Die herumstehenden Passanten drehten sich alle um nach mir und waren natürlich der Meinung ich müsse ein VIP-Kamel sein, was ich doch ohne Zweifel auch bin. Nach dem Bahnhof bogen wir nach links ab Richtung See. Wir wählten natürlich den politisch einzig richtigen Weg um unter der Bahnlinie auf die andere Seite zu gelangen wo sich das Expogelände befand. Schön brav auf dem Bürgersteig gehend, standen wir plötzlich vor der Fussgängerunterführung Höhe Bahnlinie wo ich natürlich mit meiner Höhe von einem Meter und achtundneunzig Zentimeter nicht unten durchpasste. Ich muss schon zugeben ich bin mir meiner Grösse bewusst und wegen so einer doofen Unterführung in die Knie zu gehen, nein, das würde mir nicht im Traum einfallen. Und obschon bei besagter Unterführung bloss ein ummanteltes Rohr auf die Distanz von vielleicht zwanzig Zentimeter um gerade mal vielleicht acht Zentimeter meine Höhe unterschritt, liess ich nicht mit mir diskutieren um mich zu bücken und schliesslich wer hat mit mir denn vorher keine Brote geteilt? Also Revanche muss schon sein nur so lernt der wie man mit mir umzugehen hat. Also mussten wir rechtsumkehrt machen und mit unserer Breite und unserem Wendekreis stauten sich natürlich sofort die Menschenmassen welche hinter uns aus den Eisenbahnzügen strömten um schnellstmöglich in die Ausstellung zu gelangen. Da waren wir zwei nun wirklich nur noch Störfaktoren erster Grössenordnung die gegen den Strom zu schwimmen schienen, aber eigentlich wollten wir ja genau genommen auch in die selbe Richtung wie all die Leute. Während ich mich umdrehte stauten sich natürlich die gesamten Leute hinter uns, denn zu meiner Rechten war eine steile Böschung und Links von mir aus gesehen war ein Geländer welches dazu da war, dass die Leute nicht auf die darunter liegende Fahrbahn stürzten. Viele meckerten ungeduldig aber der Boss verzog keine Miene und so stapften wir den langen Weg zurück durch die uns entgegen drängende Menschenmenge. Unser Glük war es, dass wir in Begleitung der Presse waren denn sonst hätte der Mob uns womöglich noch gelyncht. Wieder beim Bahnhof angelangt, hiess es wieder rechts umkehrt machen und wieder liefen wir, nun diesmal auf der Fahrbahn den gleichen Weg wieder zurück, auch in einer Menschenmenge, denn die Leute die da unterwegs waren passten nicht alle auf den Fussweg. Die Unterführung für die Fahrzeuge war an der Stelle wo die Eisenbahnbrücke über unsere Köpfe hinweg querte auch bloss drei Meter hoch, aber das reichte diesmal spielend für uns Beide. Seit unserem Reisebeginn in Appenzell war das hier das erste Mal wo wir umkehren mussten wegen meiner Grösse und überdies wegen meiner Sturheit. Es sollten noch oft Umwege gemacht werden und das schon bald, aber das ahnte zu dem Zeitpunkt nur ich. Der Boss will das jeweils nicht begreifen und spielt sich bei solchen Vorfällen dann immer so auf und mimt den Entnervten. Aber wer soll sich denn hier aufregen? Wer schleppt denn das ganze Gepäck von gegen 150 kg durch die Gegend? Wer wohl? Genau: Ich! Na also und schliesslich machen wir ja eh nichts anderes als den ganzen Tag sinnlos in der Gegend herumlaufen. Und wenn ich mal stehen bleibe an einem mir schmeckenden Busch, wird immer gleich gemosert und vorwärts gedrängt und dann werde ich wieder mit Vorwürfen überhäuft und es wird mir am Halfter gezerrt. Also ich sage Euch, so ein Kamel hat es auch nicht einfach mit Euch Menschen. Nun gut, ich trottete also immer schön fromm rechts neben dem Boss her während dessen er unetwegt mit den Journalisten labberte. Ach war das vielleicht stressig. Um mich schien er sich wohl gar nicht mehr kümmern zu wollen, ich musste einfach schön artig nebenher laufen und damit hatte sich die Sache auch getan. Nach einer Weile gelangten wir an den Haupteingang der EXPO 02 wo uns die Pressefotografen natürlich gleich mal vor dem Eingang fotografieren mussten.



Wir trafen noch nicht einmal anstalten uns darum zu bemühen, anzufragen ob wir denn da auch rein dürften, erschien schon ein edel gezwirnter Herr der uns kurz und unmissverständlich beschied, dass es für uns nix Wolke gäbe und dass es ihm recht wäre wenn wir möglichst schnell und unspektatakulär eine Fliege machen könnten und den Eingangsbereich freimachen könnten. Aber bitte Subito! Das ganze war rethorisch so perfekt einstudiert, dass wir wirklich alle beide völlig platt waren. Der Traum der Wolke hatte sich für uns beide einfach in nullkommanull in Nichts aufgelöst. Womöglich wurden die Angestellten der "Expo 02" zuvor in einem "Schleimseminar" darauf gedrillt, wie sie jede Situation aalglatt meistern könnten. Sagte es und drehte sich auf dem Absatz um, um sich vordergründig in anderen Angelegenheiten emsig erscheinend und sich gross aufspielend davon zu machen. Feigling dachte ich. Dir würde ich doch sauber den Kopf abbeisen, aber so etwas war hier und besonders in jener Stadt nicht gefragt. Chief meinte zwar noch zu ihm, dass er eigentlich schon damit gerechnet hätte wenigstens so ein bisschen Nebel mit zu kriegen, aber der gute Mann war einfach nicht gut auf uns zu sprechen und verstand es meisterhaft uns zu ignorieren und wie Luft zu behandeln. An jenem Tag bliess ein kleines Lüftchen von Westen her und die Wolke wurde daher sowieso über den See gegen Osten getragen. Der gute Herr aber war gar nicht erst auf Diskussionen mit uns programmiert, noch nicht einmal mit den uns begleitenden Journalisten liess er mit sich reden. Selbst sie würgte er auch mit nur einem schnöden njet ab. Respekt das Türsteherdiplom könnten wir ihm verleihen.

Man sah später von weit her, dass dort wo die Leute in und unter der Wolke hätten stehen sollen, sowieso nur ein hässliches Gerüst zu sehen war.



Aus diesem Grund sind wir nachträglich auch niemandem Böse dass wir da - etwa noch als zahlene Gäste - nicht rein durften. Und überhaupt auf unseren Hochgebirgstouren da waren wir den Wolken oft so nah und die waren wenigstens echt. Hier aber war alles so künstlich. Wenigstens können wir in unseren Träumen an unserer Illusion festhalten. Und wenigstens für diesen 27. Juni war es für diejenigen die die Wolke sahen sicher nicht schöner anzusehen als für uns von weitem.



Es herrschte eine Atmosphäre von der Art wie sie Grossanlässe in der Regel zu versprühen pflegen. Es ist vielen Menschen an solchen Kulturellen Gemeinplätzen nicht wohl und ehrlich gesagt mir als Kamel sagen solche Events auch nicht viel, ausser es gibt etwas für mich zu fressen und das war hier definitiv nicht der Fall und es schien uns von dieser EXPO 02 - Truppe auch niemand wirklich zu mögen. Ihrem Boss folgend entwerteten Sie mechanisch wie Roboter die Tickets, beantworteten stereotyp sicher schon zum zigtausendsten Mal die selben Fragen, wie zum Beispiel: Wo ist denn hier die nächste Toilette? Und dabei ist doch das so einfach. Schaut bloss her wie ich das mache. Aber dafür blieb keine Zeit und es war auch nicht der richtige Ort dafür und der Boss wollte nun möglichst schnell weg von dem Ort, wo Schweizer Kamele nicht willkommen waren. So gesehen sind wir denn heute auch stolz, dass wir da nicht rein durften, denn bis auf die Blindenhunde die anfänglich auch nicht rein durften an diesen megalomanen und völlig kafkaesken Grossanlass, waren ich und der Boss warscheinlich die einzigen Kamele die die Wolke nie von Nahe sehen durften. Nun heute ist sie abgebrochen und verschrottet worden. Recht geschieht ihr. Wir wollten Sie auch gar nicht mehr sehen, erlebten wir doch an jenem Tag was es für ein eher kleines Städchen wie Yverdon les Bains bedeutet, wenn man unverhofft von Heute auf Morgen zur Hauptstadt der Schweiz wird und das dann auch noch täglich und nicht bloss während einer Woche oder meinetwegen während einem Monat. Nein, einen ganzen Sommer lang, lange lange Monate. Und während all der Zeit herrschte täglich eine künstlich hochgehaltene Freudenstimmung und das wie an einem Fussballendspiel bei entsprechend hohem Alkoholkonsum....das vorwiegend Nachts....
Wer in dieser Stadt wollte das schon unbeschadet überstehen? Das war definitiv für alle zuviel des Guten.

Und es wurde keine Mühe gescheut diesen Anlass heraus zu streichen und patriotisches Alpenglühen sollte in der Besucher Augen überspringen. Wir halten uns da besser raus und halten es mit unserem Lieblings Philosophen Michel Foucault der da schrieb:




Denke nicht, dass man traurig sein muss um militant sein zu können -

auch dann nicht, wenn das wogegen man kämpft, abscheulich ist!

Verweigere den alten Kategorien des Negativen -

Gesetze, Heterogenes, Grenzen, Kastration, Patriarchat, Mängel, Lücken -

die das westliche Denken so lange als eine Form der Macht und einen Zugang zur Realiät geheiligt hat, jede Gefolgschaft!

Gib dem den Vorzug was positiv ist und multipel, der Differenz vor der Uniformität, den mobilen Dispositiven vor den Systemen!

Glaube daran, dass das Produktive nicht sesshaft ist, sondern nomadisch!




und so gesehen passten wir da auch gar nicht auf diese "Art de Blamage"*

*Anmerkung: Korrekt hiess die Ausstellung: "Arteplage"

sondern wir wollten so schnell wie möglich das Weite suchen und uns von diesem Ort des ganz alltäglichen Wahnsinn möglichst schnell und unauffällig entfernen.

Also zogen wir unseres Weges und ich schlurfte demonstrativ etwas lauter. Zum Glück verliessen uns nun diese Pressefritzen, denn die gingen mir schon langsam ganz schön auf den Geist. Entlang dem See suchten wir nun für's Erste einen geeigneten Rastplatz wo wir etwas ungestört unsere Glieder strecken konnten. Bald fand sich so ein Platz und der Boss entlud mich meines oder besser gesagt seines Gepäcks, denn von mir war da ja eh nichts dabei. Also wenn's nach mir ginge könnte man den ganzen Krempel einfach liegen lassen, zum essen ist da ja eh nichts dabei. Aber Er muss natürlich all den Schrott mitnehmen lassen. Wozu? Ach sind die kompliziert diese Menschen. Ich durfte wie immer unangeleint etwas frei umherstreifen und so bot sich der nahe menschenleere Sandstrand am See dazu einfach an. Es da stand da zwar ein Schild. Auf einer runden Tafel befand sich ein schwarzer Hund in der Mitte und dieser war in einer roten Scheibe.. Ich denk mal das bedeutet verboten für Hunde und Frisbeespieler..



Mein Boss streckte sich derweil im Schatten unter einer schönen alten Akazie und lehnte sich an das aufgetürmte Gepäck. Er musste natürlich immer aufmerksam schauen was ich so treibe. Gerade als ich über eine kleine Brücke abschleichen wollte um etwas das Gelände zu sondieren wurde ich natürlich prompt wieder zurück gepfiffen. Nein Leute, nicht mehr lange so mit mir, schliesslich bin ich nun schon 4 Jahre alt und in Menschenjahren sind das 20 Jahre, also wäre ich schon längst volljährig. Aber Der meint er müsse mich dauernd bevormunden. Ach diesen Tag hätts nie geben dürfen.. und wieso musste der mich überhaupt bei meiner Mutter abholen kommen? Da war's wenigstens schön und nun? Jeden Tag nur laufen und ich weiss schon gar nicht mehr wie mir geschieht. Ich darf ja keinen Schritt mehr unbewacht machen. Das geht mir langsam ganz schön auf den Keks. Ach sehen die aber lustig aus diese zwei Männer in Orange...und wie das fein riecht. Da muss ich doch gleich mal schauen gehen was die da aus diesen Eimern in ihren Wagen laden, da ist bestimmt was leckeres für mich dazwischen.




Den Herren in Orange war die ganze Situation aber nicht so recht geheuer. Ein herrenloses Kamel am Strand? Etwa "Versteckte Kamera"? Will uns da jemand auf den Arm nehmen? Ohne lang zu zögern drückte einer dieser Schlauberger eiligst auf seinem Handy rum um kurze Zeit später wichtig mit jemandem am anderen Ende der Leitung, (das Wort find ich auch lustig) über mich zu reden. Ich ging etwas näher ran, denn wir Kamele sind schliesslich enorm neugierige Wesen. Er aber zog sich wohl aus Angst zurück in die Kabine seines Minitraktors, an dem hinten fahrbare Müllcontainer angekuppelt waren. Also zog ich einen grossen Fetzen Plastik aus dem Müll und jonglierte zum Zeitvertreib damit etwas rum. Wenn hier wenigstens noch ein anderes Kamel wäre dachte ich. Der Boss war mit dem Gepäck beschäftig und dadurch unaufmerksam und so schien mir die Situation gerade besonders günstig um mich wieder schnell ein wenig davon zu schleichen. Bei einer Baracke unweit des Geschehens spielten ein paar Jungs Frisbee. Ich dachte, ohh ihr werdet aber schon bald Schwierigkeiten bekommen. Ich hab da nämlich ein Schild gesehen, das ist hier nämlich verboten. Sie warfen die Scheibe immer über mich hinweg und ich fand das ziemlich ulkig. Jäh wurde ich von meinem gedanken versunkenen Treiben wieder in die Realität zurück geholt, denn plötzlich standen wieder zwei Uniformierte vor mir. Diese beiden Herren waren Ordnungshüter und mussten im Auftrag der Stadt und der "EXPO 02" während der Landesausstellung für Ruhe und Ordnung am Strand sorgen. Die wussten nun aber auch noch nicht so recht Bescheid mit Kamelen, das konnte ich unschwer erkennen, aber ich glaubte schon zu ahnen, dass die mich mit jenem Hund auf der Verbotstafel zu verwechseln schienen. Ich dachte, ok ich liefere Euch jetzt ein paar Sündenböcke, denn Hunde waren wirklich weit und breit keine zu sehen und der einzige der hier herum streunte war ich. Aber ich bin leider kein Hund. Dachten die etwa ich sei ein Buckelhund? Ahh was gafft ihr mich so an? Habt ihr nichts besseres zu tun als mich anzustarren? Kümmert euch doch um die Jungs die mit der roten Scheibe spielen. Das ist sicher verboten hier. Einer der Zwei wies ein paar Mädchen die mit den Jungs zusammen waren zurecht, sie sollen den ganze Müll in die dafür herumstehenden Eimer schmeissen. Nein, meinten die bloss der ist gar nicht von uns und kicherten. Ich habs aber genau gesehen das das ihr Dreck ist dachte ich, wollte mich aber nicht einmischen. Der Witz war bloss, dass man vor lauter Müll gar keine Eimer mehr sah und ohnehin sah das ganze Gelände hier schon eher aus wie eine veritable Müllhalde. Ich konnte durch die Büsche sehen, dass die Müllmänner sich zu uns herkommend, mit dem leeren der Eimer beschäftigt, näherten. Verlegen scharrte ich etwas im Sand und entdeckte nun meinerseits meinen Boss der mir entgegen kam um mich wieder einmal zu suchen und um mich zurück zu pfeiffen. Ich wollte mich noch schnell hinter eine Baracke verziehen, da bog er schon um die Ecke.

Scheisse der kommt aber immer zum falschen Zeitpunkt und immer dann wenn es so schön Spass macht. Als er mich beschimpfend am Halfter nahm um mich zum Gepäck zurück zu führen, näherten sich uns auch gleich die beiden Ordnungshüter. Als der Chief noch nicht bei mir war trauten sie sich nicht in meine Nähe. Genau so wie die Müllmänner. Die bogen jetzt auch um die Ecke und so ergab sich gleich wieder eine lustige Situation. Ist das Ihr Kamel fragte einer der zwei Ordnungsmänner? Ja meinte mein Chef. Das geht aber nicht hier meinte der Andere. Das ist nämlich verboten. Haben Sie das Schild "Hunde verboten" nicht gesehen? Aber Hallo meinte mein Boss, Sie können doch wohl noch ein Kamel von einem Hund unterscheiden oder? Tja darum geht es doch hier gar nicht. Dieses grosse Tier, und dabei zeigte er unmissverständlich gegen mich, ist doch gefährlich. Schauen sie, das ist doch ein öffentlicher Park hier und da spielen kleine Kinder. Dabei machte er eine gebieterische Handbewegung und zeigte in die Runde. Es waren aber beim besten Willen weit und breit keine Kinder zu sehen. Die Jüngsten die zu sehen waren, waren so um die Fünfzehn und spielten meiner Ansicht nach gefährlich mit ihrer roten Scheibe. Die aber wurden unbehelligt gelassen und durften weiter spielen, obschon so eine Scheibe doch ganz schön gefährlich sein kann. Nun kamen auch noch die orange gekleideten zu der Situation hinzu und erklärten meinem Chef, dass ich denn Müll aus den zum bersten vollen und bereits überquellenden Mülleimern verteilt hätte. Dabei zeigten sie auf die riesen Unordnung der Kids die hier herumlungerten. Wie immer wenn sie wegen mir nicht klar kommen, wird mir immer die Schuld anderer in die Schuhe geschoben. Ich wollte mich zu der ganzen Sache nicht äussern und verhielt mich still abwartend. Wir hatten heute meinetwegen bereits genug Ärger am Hals gehabt und daher erklärte ihnen mein Chef dass wir dann eben wo anders hingehen wo es für Kamele erlaubt sei. Die ganze Sache ging uns aber langsam aber sicher an die Nerven. Die sollen uns doch mal einfach in Ruhe lassen. Wir tun doch gar niemandem was zu Leide. Die Gruppe löste sich auf und fast alle waren wieder zufrieden. Mein Chef wollte mir schon wieder das Gepäck aufladen, aber ich roch natürlich sofort den Braten und schlich mich gleich wieder davon. Schau Boss hier ist eine grosse Wiese und nur für uns alleine und sie ist eingezäunt! Da könnte man wenn man denn wollte, wenn man nun schon mal hier ist, die Nacht verbringen. Ich mag nun nicht mehr beladen werden und weiter laufen. Es reicht mir für heute. Mein Chef liess sich von meinen Argumenten überzeugen und so liess er mich denn das Gras von der Wiese essen und schleppte unter zweien Malen unser ganzes Gepäck zu mir herüber. Hihihihi...der soll nur auch mal was tragen dachte ich. Schliesslich hab ich heute schon genug gemacht. Ich blieb schön weit weg damit er nicht noch auf dumme Gedanken kommt und so begann er auch irgendwann mit dem Aufbau seines Zeltes. Er ordnete sein Gepäck fein säuberlich und legte sich etwas vor das Zelt in die Sonne und schrieb Zeugs in ein kleines grünes Buch. Dabei spielte er mit den Zehen mit dem Gras. Ach ich lass ihn mal in Ruhe, der arme hatte heute schon genug Stress gehabt. Soll er sich mal ein bisschen erholen.

Wir waren da auf einem riesen grossen Zeltplatz mitten in der Stadt. Etwa drei Fussballfelder gross. Genau gegenüber von uns standen ein paar Zelte, aber die waren meilenweit entfernt. Schräg links von uns waren heruntergekommene Sanitäre Einrichtungen, aber als mein Chef da rein wollte, musste er feststellen, dass sie abgeschlossen waren. Ich spielte etwas mit der Asche von einem alten Lagerfeuer und es war lustig wie der ganze Staub herum wirbelte. Natürlich musste ich mich auch genüsslich in den ganzen Dreck hinein legen und mich darin tüchtig wälzen und vor lauter aufgewirbeltem Staub konnte man mich bald fast nicht mehr sehen. Das Resultat der ganzen Übung war, dass ich nun teilweise Schwarz und teilweise Braun war. Ausser mir gefiel das natürlich niemandem. Wieso versteh ich leider auch nicht. Man darf doch ein bisschen seinen Spass haben oder? Der Chef liess mich gewähren und ich begann wieder über die Wiese zu schlendern und Gras zu fressen. Das ist ja das einzig Gscheite das man noch machen kann. Weit und breit niemand zu sehen, schön langweilg dieser Platz. Da hat er mir aber eine Nachtbleibe ausgesucht. Mein lieber Freund...

Mein Boss wusste, dass wir hier auf einem Campingplatz waren und er wusste auch, dass man sich an solchen Orten der Direktion vorzustellen pflegt. Das wollte er in diesem Etablissement auch tun und deshalb wollte er als guter Schweizer noch zu der Reception jenes Zeltplatzes. Mich liess er vorsichtshalber auf der Wiese zurück, denn sonst hätt ich womöglich wieder alles aufgemischt und das musste denn an jenem Tag nicht mehr sein. Irgendwann muss doch Schluss sein. Also liess er mich frei laufen auf der Wiese und machte sich davon Richtung gegenüber liegende Seite des Zeltplazes. Ich schielte ihm hinterher und irgend etwas sagte mir, dass es schon bald wieder Ärger geben wird. Wegen mir? Nein doch. Ich tue doch nie jemandem was zu Leide und alle Kacke die ich immer und überall hab fallen lassen hat mein Chef ausnahmslos in Hundetüten gepackt und damit Büsche gedüngt. Nun wegen mir bräuchte er das nicht zu machen, aber als ordnungsliebender Schweizer, was mein Boss unverkennbar ist, lässt er sich diesen Spass nicht nehmen. Nun gut, ich hab ja auch nichts dagegen, soll er doch wegputzen was ich fallen lasse. Er will sowieso immer recht haben und alles besser wissen. Ich blieb also zurück und wartete schön brav seine Rückkehr ab. Das sollte schon bald sein und mein Chef erzählte mir auch gleich was da geschehen war bei der Reception.

Es ging schon einige Zeit vorbei bis der Chief zurück kam von der Anmeldung. Als er aber wieder kam, sah ich, dass er alles andere als glücklich aussah. Nun was war geschehen? Er ging also in dieses Büro um unsere Präsenz anzuzeigen. Der Campingplatz hatte den blumigen Namen "les Iris", aber Blumen wurden bei der Ankunft keine überreicht. Rechts neben der Info war eine Bar und dort holte sich der Chief zur Stärkung etwas zu trinken und bestellte sich auch gleich noch einen Eiskaffee. Hinter dem Tresen war eine Person die bediente und ein Herr mit rotem Kopf. Scheint in dieser Stadt keine Seltenheit zu sein.(dachte mein Chef) Als er nach der Person fragte welche für die Anmeldung zuständig sei gab sich eben dieser Herr zu erkennen als der Zuständige für die Reception, welche ihrerseits nämlich einen unbesetzten Eindruck machte.

Chief erklärte ihm er habe ganz hinten sein Zelt aufgeschlagen und möchte sich anmelden. Kein Problem es wurde ihm der Anmeldescheinblock vor die Nase geknallt. Er füllte aus was er auszufüllen vermochte und gab den Schein zurück. Der Besitzer kontrollierte alles akribisch und fragte dann auf die leere Eintragszeile bezogen: vous etes arrivez comment? Oder zu gut Deutsch: Wie sind sie angereist? Nun der Boss wollte nicht lügen und von meiner Anwesenheit wollte er den Boss des Ladens auch gleich ins Bild setzen und sagte ihm daher auf seine Frage antwortend, in bestem Französisch: en chameau.... Mit einem Kamel.... Comment? Wie Bitte? erwiederte der Zeltplatzbesitzer leicht irritiert, denn nun glaubte er sich leichters verarscht vor zu kommen. Chief wiederholte ihm kurz und bündig das gleiche noch einmal: En chameau. Was noch immer das gleiche bedeutet: Mit einem Kamel... Diesen Gesichtsaudruck des Herrn hätte man filmen sollen. Der Herr beschied ihm, er solle nun endlich ehrlich sagen wie er hier her gekommen sei und ehrlicherweise konnte mein Boss nicht lügen und wiederholte zum dritten Male in total gelassener Stimmung: En chameau. Dieses dritte Mal wiederholend, er sei mit einem Kamel angereist, war nun für den Patron des Guten endgültig zu viel, denn er glaubte nun vollends das mein Boss in verarschen wolle und daher schlug die Stimmung in der Bar sofort um und die vorherrschende Schwüle im Laden näherte sich unweigerlich dem Nullpunkt. Soviel war bereits zu spüren. Hier herrschte dicke Luft um es mal besonders vornehm auszudrücken. Ein viertes Mal also wurde in Richtung meines Chefs die selbe Frage wiederholt: Vous etes arrivez comment? und das heisst, zwar schon mit einem deutlich genervten Unterton noch immer das gleiche: Wie sind Sie hier her gekommen? Mein Boss war sich dem Ernst der Lage noch immer nicht bewusst und sah daher auch gar keinen Grund um von seiner nun schon gebetsmühlenartig wiederholten Standartantwort: En chameau zu wiederholen, ab zu gehen. Nun aber schon etwas mehr flehentlich man möge doch dem Tonfall seiner Antwort glauben schenken und es auf sich beruhen lassen und diese Antwort nun endlich akzeptieren. Da plötzlich platzte diesem Herrn der Kragen. Sie wollen mich wohl verscheissern was? Rief er aus! Sie kommen hier an und spielen sich auf. Sie glauben wohl mit mir Witzchen machen zu können? Nein Beschied ihm mein Boss nun schon etwas kleinlaut werdend. Wieso erzählen sie mir denn dauernd diesen Scheiss brüllte nun der Besitzer schon fast hysterisch werdend? Weil es die Wahrheit ist antwortete mein Boss und meinte noch lakonisch aber nun auch mit einem deutlich hörbaren Unterton von genervt sein in Richtung des Brüllaffen: Überzeugen Sie sich doch bitte selbst, gleich hier um die Ecke steht es und sie können sich gleich selbst von der Richtigkeit meiner Angaben überzegen. Es gibt doch gar keine Grund ihnen irgend einen Scheiss zu erzählen. cet la verite..was denn hiess: Das ist die Wahrheit.. und das war es auch und nichts anderes als die Wahrheit. Das kann ich bezeugen. Der Zeltplatzbesitzer also schoss wie von einer Tarantel gestochen hoch und stürmte aus der Bar ums Eck um gleich wieder nun wie völlig durchgeknallt vor Wut zurück zu kommen. Ca va pas!!! Was denn so viel heisst wie: Das geht nicht!!! Was geht nicht entgegnete mein Chef? Der Herr war ausser Rand und Band vor Wut. Siegessicher strahlend und mit dem Blick: Du Arsch dir will ich's jetzt zeigen wer hier wen blöd anmacht, musste er natürlich gleich zeigen wer hier den Ton angibt. Wegen mir also sollte mein Boss schon wieder die Zelte abbrechen und weiter ziehen. Und dabei hatte er das Zelt doch gerade erst aufgestellt. Nein, erwiderte mein Boss im Brustton der Überzeugung, damit er die Situation doch noch zu seinen Gunsten retten könne. Er denke nicht im Traum daran das Zelt abzubrechen meinte er nun ganz trotzig werdend, frühestens morgen früh!! Und da könne er sich auf nun den Kopf stellen, Hunde seien schliesslich auf den Zeltplätzen auch erlaubt und ich sei sein Haustier. Am Strand seien Hunde nicht erlaubt, aber seiner Meinung nach auf Zeltplätzen schon. Nun bei mir handelt es sich ja nicht um einen Hund und wenn denn, dann um einen besonders gross geratenen.

Nun es war überhaupt nicht unser Tag dieser verfluchte 27. Juni des Jahres 2002, und Yverdon les Bains schien überhaupt kein Herz für Arschlöcher zu haben, wie wir es sicher auch in den Augen dieses Zeltplatzbesitzers sein mussten. Mit etwas grosszügiger Intrpretation der Regeln wäre da für eine Nacht schon eine Ausnahme zu machen gewesen. Aber wir näherten uns je länger je mehr der frankophonen Lebensart und die erwies sich für uns als hart. Steinhart. So hart wie Granit. Und daran pickelt man ja wie man weiss vergeblich. Wer denn nun der Meinung ist diese Menschengattung sei locker drauf, savoir vivre...un ballon du rouge.., der hat sich gewaltig getäuscht.

Stur und unflexibel erwiesen die sich, jedenfalls gegenüber jemandem der mit einem Kamel anreist. Auf die Bemerkung meines Chefs, es sei sowieso niemand auf dem Platz den ein Kamel stören könnte wurde überhaupt nicht eingegangen. Eben, wenn einmal eine negative Entscheidung gefällt ist, dann ist bei diesen Menschen in den allermeisten Fällen das Urteil gefällt und daran zu rütteln muss keinem einfallen. Auch dann nicht, wenn man wie mein Chef perfekt französisch spricht. Das ist solchen Fällen nur hinderlich, denn sonst würde man vielleicht das ein oder andere Mal obsiegen mangels Verständigung. Aber dieses Problem schien zwischen den Zweien nun definitiv nicht zu bestehen. Mein Boss hatte nun seine Konsumation beendet und die Anmeldung bei der Reception war seiner Meinung nach auch gemacht und etwas anzufügen hatte er eh nicht mehr.

Also machte er sich demonstrativ auf den Heimweg, nicht ohne noch ausdrücklich zu erwähnen, dass er nicht im Traum daran denke sein Zelt zu packen. Das werden wir schon noch sehen rief ihm der Besitzer hinterher. Dadurch, dass er ihn einfach so stehen lies, beleidigte er den Direktor natürlich bis ins Mark. Nun flehen und betteln hätte in diesem Falle auch nichts mehr gebracht. Die Meinungen schienen gemacht zu sein. Meinem Boss wurde nachgeschrien, dass er dann eben die Polizei kommen lasse, was dieser wiederum nun nur noch mehr reizte und er als Antwort zurückrief: Dann solle er doch der Polizei rufen. Die Antwort bleibe nein, wir gedenken überaupt nicht das Feld zu räumen. Nun es sollte geräumt werden, denn nur kurze Zeit später standen die Herren Vertreter der Staatsmacht in Begleitung des nun völlig entnervten Zeltplatzbsitzers vor unserem Zelt und der Zeltplatzbesitzer wiederholte ultimativ seine Forderung. Wir sollten also schon wieder verschwinden...

Auf uns schien man überall verzichten zu können. Die beiden eiligst herbeigerufenen Herren Vertreter der Staatsmacht schienen nicht so recht glücklich zu sein über ihren erneuten Auftrag, das schien man ihnen ansehen zu können. Ich wollte mir die ganze Diskussion von Nahe anschauen und mischte mich etwas unter's Volk. Leider konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass das zu gegebenem Zeitpunkt niemand so recht lustig finden wollte. Einem der beiden Polizisten musste ich mit meiner Nase ganz nahe an's Gesicht ran gehen und schnupperte ihm auch am Hut. Der grössere der beiden schien etwas feige zu sein, denn er wich immer zurück wenn ich Anstalten machte auf ihn zu zugehen. Und war ich nicht bezaubernd in meiner Kriegsbemalung? Es war nur blöde, niemand wollte die Zeit finden um sich mit mir abzugeben. Der Zeltplatzbesitzer blieb der Versammlung fern und giftelte aus sicherer Distanz zu uns rüber. Einer der beiden Polizisten fand, dass der Herr mit der roten Nase schon etwas neben den Schuhen sei mit seiner Forderung. Er versuchte in unserem Interesse auch zu vermitteln, aber der gute Mann war nicht mehr umzustimmen. Er versuchte uns gut zu zureden, aber mein Boss wollte auch kein Haarbreit nachgeben. Also machte man wieder einmal von der Technik gebrauch und funkte mit der Zentrale. Dort kannte man uns schon und es schien, dass man mit uns bedauern hatte und fand wir könnten auf dem Zeltplatz bleiben, weil es ein städtischer Zeltplatz sei. Das erzürnte den Zeltplatzchef noch viel mehr und er schien nun schon beinahe vor Wut zu platzen. Er gestikulierte wild in der Gegend rum und argumentierte mit Sicherheit und Sauberkeit. Diese Argumente liessen sich nun überhaupt nicht entkräften. Ein Kamel auf einem leeren Zeltplatz scheint nun wirklich ein grosser Unsicherheitsfaktor darzustellen und von meiner Unreinlichkeit brauchte ich in der Runde niemanden überzeugen zu müssen. Mein Boss drehte den beiden Ordnungshütern den Rücken und begann mit einer Gruppe Jugendlicher zu reden die ihrerseits aus der Gegend von Luzern stammten. Die fanden es cool dass wir hier waren und fanden es auch äusserst kleinlich, dass man uns wegweisen wollte. Sie hatten ihre Zelte wegen uns extra in unserer Nähe aufgestellt. Einer der Führer beschied dem Besitzers des Zeltplatzes, dass die Gruppe an der Anwesenheit von mir keinen Anstoss nahm. Der Mann aber wollte nun mit dem Kopf durch die Wand und palaverte wild rumschreiend mit den Ordnungshütern. Die wiederum gaben meinem Chief nach endlosem hin und her schlussendlich unmissverständlich zu verstehen, dass dieser Herr Pächter sei des besagten Geländes und dass er daher beherbergen dürfe wenn es ihm beliebe jemanden willkommen zu heissen, oder wegzuweisen wessen Nase ihm nicht passe. Unsere gehörten da definitiv dazu. Ein Polizist erinnerte sich plötzlich, dass er ja Verwandte auf dem Zeltplatz von Yvonad hatte und telefonierte nun mt seinem privaten Handy für uns mit der dortigen Reception. Er fragte an ob wir für eine Nacht genehm seien. Ja, ja, wir sollten nur kommen beschied man ihm und das gab er so auch an uns weiter. Der Zeltplatz sei nur ein kleines Stück weiter am See entlang und sei nicht zu verfehlen. Es schien niemanden zu interessieren, dass es schon gegen Fünf ging und wir wussten noch nichts von unserem Glück. Dies bestand darin, dass der besagte Zeltplatz ganze Zwölf Kilometer weiter seeaufwärts lag und so gar nicht auf unserer Route. Wir wollten in die entgegen gesetzte Richtung gegen Westen. Nun was sind bei einem Erdumfang von 41'000 Km schon 24 Km? Eben nur eine Lapalie. Also räumte mein Chef alles wieder in Seesäcke und füllte diese in die Packtaschen, welche ihrerseits wieder auf mich gepackt wurden.

Dadurch, dass ich mich in der Feuerstelle wälzen musste, war ich natürlich auf beiden Seiten total schwarz und russig und das musste zuerst abgeputzt werden. Das ging nicht ohne, dass mein Chef laut fluchen musste und auch husten. Jetzt war natürlich ich wieder schuld an der ganzen Misere. Ich aber wollte lieber mit den Jugendlichen Fussball spielen und hüpfte wie ein Irrer auf dem Platz rum. Dabei löste sich eine der beiden Packtaschen, die wegen des fehlenden Zeltes oben drüber noch nicht korrekt verzurrt waren und flog in hohem Bogen in die Büsche. Ich fand das natürlich superwitzig und legte mich gleich noch oben drauf. Dabei brach im innern der Tasche natürlich alles entzwei. Die Agenda für's Tagebuch war nicht Kameltauglich und auch eine angeblich panzer- und wasserdichte Sicherheitsdose hielt meinen Kräften auch nicht stand. Kameltaugliches Equipment war schwierig bis unmöglich zu kriegen, wollte es denn nicht Tonnen wiegen und auch sonst nicht sperrig sein auf das man gleich einen LKW brauchte um es transportieren zu können. Mein Boss wies mich scharf zurecht und deshalb musste ich wohl oder übel kuschen und ruhig stehen bleiben bis mir das ganze Gepäck richtig aufgeladen war. Was aber ein gutes Kamel sein will, läuft zwar den ganzen Tag lang anstandslos, aber mindestens beim beladen werden, müssen ein paar Tänzchen aufgeführt werden. Also stand ich denn nach scharfer Ermahnung bockstill da und machte ein Gesicht als ob ich kein Wässerchen trüben könnte. Nach langen 20 Minuten waren wir endlich startbereit und die beiden Polizisten entschuldigten sich noch für das Verhalten des Herrn "Iris" und unsere Umstände die wir nun hatten. Soll ihn der Teufel holen dachten wir und machten uns auf unsere zusätzliche Ehrenrunde. Es ging vorbei an den Menhirs





und bald schon sah man am Horizont die Autos nicht mehr so kerzengerade war der Fussweg entlang der Kantonsstrasse Richtung Yvonad. Links von uns war das grosse Naturschutzgebiet "Grand Pittet", das grösste zusammenhängende Naturschutzrervat der Schweiz für bedrohte Wasservögel und rechts von uns rasten die Autos an uns vorbei und ab und zu ein Eisenbahnzug. Die Sonne stand schon über dem Horizont und dieser Zeltplatz wollte und wollte nicht kommen. Also wenn wir das vorher gewusst hätten wohin man uns da abschob, wir hätten irgendwo Richtung Lausanne an einem einsamen Waldrand unser Nachtlager aufgeschlagen. Mein Boss fluchte still und leise vor sich hin. Weit und breit gab es keine Möglichkeit unsere Zelte aufzuschlagen. Es gab nur diesen Fussweg Richtung Yvonad und das lag noch weit weit vor uns, oder aber wieder zurück laufen, aber dazu hatten wir nun überhaupt keine Lust mehr. Adieu tristesse, Adieu Yverdon les Bains. Du wirst uns zeitlebens in schlechtester Erinnerung bleiben!!

Trotz vorgerückter Stunde war es heiss und der Schweiss lief uns beiden mächtig runter. Uns beiden wurde langsam aber sicher klar, dass wir noch gewaltig weit laufen mussten wenn wir denn zu dem besagten Zeltplatz gelangen wollten. Nach ca. fünf Kilometer auf dieser trostlosen Asphaltpiste wies ein gelber Wanderweg-Wegweiser eine historische Route nach Yvonad aus. Wollte man diesen Weg beschreiten musste man steil den Berg rauf um dann oben auf dem Hügelzug angelangt parallel zum See und der Strasse unten gegen Osten zu gelangen. Der Weg führte in stehts ansteigender Steigung immer weiter nach oben und von da mussten wir, wollten wir denn nach Yvonad, irgendwann auch wieder runter. Wir querten Obstplantagen wo Arbeiter mit schneiden von Zweigen und falschen Trieben beschäftigt waren und die uns freundlich zuwinkten. Uns war es nicht mehr so sehr um's winken, als denn endlich unser Nachtlager zu erreichen. Immer weiter krochen wir in die Höhe und wir konnten nun schon beinahe den ganzen Neuenburgersee wie aus dem Flugzeug sehen.




Meinen Chef beschlich die dumpfe Vermutung, dass wir wohl irgendwo geschlampert haben mussten und unseren richtigen Weg verpasst haben. Irgendwann entschied mein Chef, dass es nun genug sei und folgte einfach einem Wiesenrand der steil den Berg runter führte Richtung See und Yvonad, dass wohl sicher irgendwo unter uns sein musste, aber um es zu sehen mussten wir zuerst durch einen Wald hindurch. Das taten wir denn auch, nur wurde der Wald immer dichter und plötzlich waren wir in einer Schonung von jungen Fichten. Ohne Karte und nur auf unser Gefühl angewiesen trieb mich der Boss an durch dieses Dickicht hindurch zu gehen. Ich war alles andere als erfreut, dass kann ich euch schon sagen und irgendwann scheuchten wir noch ein Paar Rehe auf, die uns verdutzt anschauten. Ich schaute interessiert was denn das für Tiere seien, aber mein Chef wollte weiter und deshalb blieb keine Zeit für Extra-Päuschen. Ich hätte denen noch lange nachschauen können aber der Boss wollte dafür kein Verständnis aufbringen. Also musste ich wohl oder übel weiter. Es ging über Stock und Stein immer weiter nach unten. Wir schlugen uns einfach durch und kamen irgendwann auch wieder auf eine Flurstrasse und der folgten wir dann eine geraume Zeit, bis wir das Dorf Yvonad schräg links vorne unterhalb der Strasse entdecken konnten. In einem Pinienwald entdeckten wir, da wir noch recht weit oben im Hang waren, den besagten Zeltplatz. Also entschlossen wir uns kurzerhand einem Waldrand entlang nach unten zu laufen. Über einige Kartoffelfelder gelangten wir schliesslich zurück auf die Kantonsstrasse. Das hätten wir aber auch bequemer haben können, aber wie so oft wurde ich nicht um meine Meinung gefragt und musste einfach gehorchen. Nun war der Zeltplatz geradeaus vor uns aber dazwischen war noch die Bahnlinie. Kurzherhand entschied mein Chef, dass wir geradeswegs über das Geleise zum Zeltplatz gelangen könnten. Die Bahn verlief auf diesem Abschnitt auf einem Damm und wollte man denn auf die andere Seite gelangen, so musste man besagten überqueren. Ich wurde also angetrieben die Böschung hinauf zu steigen und oben angelangt musste ich zwischen den Schienen erst einmal schauen was es da zu sehen gibt und dazu machte ich meine Hinterbeine breit. Mitten auf der Eisenbahntrassee. Mein Chef fand das alles andere als klug und zerrte mir an meinem Halfter. Wie Kamele halt so sind, dachte ich mir, nun gut mein Freund ich trag dir den ganzen Bettel in der Gegend rum und du meinst mir zum Dank am Halfter zerren zu müssen? Nein mein Freund dachte ich, ich lehr dich schon noch die sprichwörtliche Kamelsgeduld und zum Zeichen meiner Entscheidung machte ich meine Hinterbeine noch etwas breiter und mit einer Unschuldsmiene machte ich ein etwa zwei Minuten dauerndes kleines Geschäft zwischen den Schotter. Mein Chef verzweifelte fast ob meinem Ansinnen und bemühte sich mich davon zu überzeugen, dass hier jeden Moment ein Zug auftauchen könnte. Ich aber sah nichts dergleichen und deshalb liess ich auch nicht mit mir reden. Endlich nach langen bangen zwei Minuten machte ich mich dann endlich an den Abstieg von besagtem Eisenbahndamm und folgte meinem sichtlich entnervten Boss. Wir waren wirklich kaum unten brauste schon ein Regionalzug vorbei. Das hätte in's Auge gehen können, aber mir war das nicht bewusst. Nach einigen hundert Metern kamen wir endlich auf den lang ersehnten Zeltplatz.



Wir waren beide ziemlich erschöpft, denn es war schwül und drückend heiss. Bei der Reception angelangt fragten wir, ob man uns hier telefonisch angekündigt hätte. Dies wurde uns bejaht, aber es wurde uns auch gleich erklärt, dass daran nun niemand geglaubt habe, dass wir hier auftauchen würden. Wer glaubt denn schon wenn ihm telefonisch das Erscheinen eines Kamels angekündigt wird? Trotzdem waren diese Leute recht freundlich zu uns und wir durften sogar umsonst übernachten. Wieder musste mein Chef einen Meldeschein ausfüllen, aber in diesem Fall wollte niemand mein Kontrollschild wissen. Es war auch gar nicht nötig lange herum zu trödeln, denn es war Eile geboten, wollten wir noch rechtzeitig unser Zelt aufstellen. Von Westen her schob sich eine Gewitterzelle über den See und als Vorboten des zu erwartenden Unheils konnte man schon das dumpfe Grollen des Donners vernehmen. Mein Boss musste mir das ganze Gepäck abladen und die Seesäcke öffnen um das Zelt zu suchen. Leider reichte die Zeit nicht mehr aus und so regnete es noch bevor das Gepäck im Zelt verstaut war. Ich durfte natürlich im Regen stehen bleiben derweil mein Boss im Inneren des Zeltes erstmals alles zum trocknen ausbreitete. Mir tat dieser Regenguss gut, denn ich war sehr verschwitzt von dem langen und anstrengenden Tag.


Nach dem Gewitter kroch mein Chef wieder aus dem Zelt hervor und gemeinsam schlenderten wir dem Sandstrand entlang Richtung Hafen wo wir ein Restaurant fanden.




Ich wurde wie üblicherweise vor der Terasse an einem Baum angebunden und durfte warten. Ab und zu brachte mir Jörg ein Stück Brot, welches ich genüsslich runterschlang. Nach dem Essen, es war nun schon Dunkel, und es war schon nach Zehn, wurde ich entlang der Strasse geführt wo ich mir noch den Bauch vollschlagen durfte. Anschliessend kehrten wir zu unserem Zelt zurück und ich wurde an einem langen Seil etwas vom Zelt entfernt angebunden. Der Radius reichte aus um an einer Hecke zu knabbern, was ich auch dankbar tat. Derweil kroch mein Boss hundemüde in sein Zelt und nach kurzer Zeit hörte ich nichts mehr von ihm. Ich legte mich nach einiger Zeit auch hin und begann wiederzukäuen. Es wurde stiller und stiller und man hörte bald nur noch die Grillen zirpen.

Kamele pflegen in der Regel auch zu träumen. Jedoch sind unsere Träume etwas anders als die der Menschen. Zur Hauptsache träumen wir von anderen Kamelen und saftig grünen Wiesen. Ich hingegen träumte in dieser Nacht von unerreichbaren blauen Wolken.



Die Nacht war kühl, denn durch das Gewitter hatte sich die Luft spührbar abgekühlt. Mein Boss musste wohl in dieser Nacht unruhig schlafen, denn ich hörte ihn andauernd wie er sich von einer Seite auf die andere wälzte. Das hatte gleich zwei Gründe: Erstens, waren wir jede Nacht an einem neuen Ort und da konnte man nie voraussehen wer sich zu welcher Nachtstunde noch für unsere Anwesenheit interessierte und uns zu jeder x- beliebigen Stunde mit einem Besuch beehrte. Meist erfolgten diese Besuche mit Motorrädern oder Autos und dabei musste man uns mit der jeweiligen Fahrzeugbeleuchtung am besten gleich mit Scheinwerfer anstrahlen. Dabei war es dann mit unserem Schlaf meist vorbei und wir konnten von Glück reden wenn die Leute nicht sturzhagel voll waren und meinten sie müssten lautstark ihre Anwesenheit zum besten geben. Für uns war das natürlich alles andere als erfreulich. Aber was wollten wir tun? Es gab nur die Hoffnung, dass wir genug versteckt von der Öffentlichkeit irgendwo verborgen hoffen durften, dass uns der Schlaf nicht andauernd unterbrochen wurde und dass wir unentdeckt blieben. Zum Zweiten bereitete ich meinem Chef Sorgen, denn meine exotische Ausstrahlung begann je weiter wir gegen Westen voran kamen für Unverständnis bei den Menschen zu sorgen. Gut, es wurde uns nicht direkt gesagt, aber wir konnten das deutlich an der jeweiligen Reaktion der Leute feststellen. Die Gastfreundschaft schien in den allermeisten Fällen ein Fremdwort zu sein. Falls man irgendwo unter kam, war die Reaktion der Leute sehr reserviert. Auf solche Überraschungen wie wir zwei eine waren, darauf waren die Menschen nicht vorbereitet. War es Misstrauen? Oder war es Angst gegenüber einer solch nie dagewesenen Begegnung? Nun wir waren uns keiner Schuld bewusst und hofften einfach heil von einem Tag in den nächsten zu kommen und wohl behalten von Ort zu Ort. Dabei konnten wir von Glück reden, dass wir nicht den falschen Leuten begegneten.


28. Juni 2002, bei Tagesanbruch,


Nun, in jener Nacht blieb es ruhig und irgendwann begann sich der Morgenhimmel rot vom Horizont abzuzeichnen. Die Vögel begannen zu zwitschern und die ersten Menschen gingen auf dem Zeltplatz zur Morgentoilette. Hier waren es wie in den allermeisten Fällen die Kinder des Dorfes und des Zeltplatzes. Am Abend musste es sich wohl wieder wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben, dass der Zirkus im Dorf war. So mussten wir denn schon zu früher Stunde damit rechnen, dass sobald es Tag wurde, immer irgend jemand mit einer Frühvorstellung von uns rechnete. Ausschlafen lag für uns beide in den allermeisten Fällen nicht drin, denn die Absicht der Besucher war es, nachdem sie mich liegen sahen, herauszufinden, wer denn mein oder meine Begleiter sind. Und zu diesem Zweck wurde dann auch jeweils unüberhörbar Radau gemacht, so dass man wohl oder übel die Nachtruhe abbrach und sich dieser Herausforderung stellte. Hier waren es drei Knirpse welche lautstark zusammen palaverten. Wie in den meisten Fällen waren wir eine kleine Sensation und das konnte und wollte man sich nicht entgehen lassen. Die drei Jungs wären wohl ohne unsere Anwesenheit noch nicht einmal wach gewesen, aber so war es natürlich ausserordentlich spannend was es hier zu sehen gab. Wir waren wohl für nicht wenige der Spiegel ihrer eigenen Träume. Langsam kehrte Leben in das Zelt meines Chefs zurück und ich konnte ihn deutlich fluchen hören. Ob er wohl noch wegen gestern verärgert war auf mich? Irgendwann öffnete mein Boss den Reissverschluss des Zeltes um nach mir zu schauen. In freudiger Erwartung wedelte ich mit dem Schwanz und tigerte um die eigene Achse. Weit konnte ich nicht laufen , denn die Leine hinderte mich am fortlaufen. Nun wie in den meisten Fällen kroch mein Chef aus dem Zelt löste mir den Strick vom Halfter und ging anschliessend an einen nahen Busch pinkeln. Ich folgte ihm und war froh, dass ich wieder frei war. Seit wir unterwegs waren wurde ich nur selten angebunden. Vorher, das heisst als wir noch sesshaft waren, sowieso generell nie. Das musste auch nicht sein, denn in meinem Stall war ich nicht angebunden. So konnte ich auch frei wählen wo ich jeweils die Nacht verbringen wollte. Entweder im Stall oder auf der Weide. Jetzt auf der Reise war es davon abhängig ob in der Nähe irgend jemand anstoss daran nehmen könnte wenn ich nachts herum streifte. Dies habe ich in der Regel auch immer getan, aber auf und davon habe ich mich nie gemacht. Nebst meinem Chef hatte ich ausser zu meiner Mutter zu niemandem eine Beziehung. Mein Chef war gut zu mir und da er selber immer wieder für interessante Abwechslung sorgte sah ich auch keinen Sinn darin mich auf und davon zu stehlen. Auf einem Zeltplatz oder wenn in der Nähe eine viel befahrene Strasse war, dann kam ich die Nacht über aber ausnahmslos an die Leine. Das kann ich auch gut verstehen, denn sonst hätte ich den Leuten die Zelte umgerissen oder mich oder andere in Gefahr gebracht und das hätte bestimmt wieder nur Ärger gegeben. Nun diesen gab es gleich, denn mein Chef stellte beim wühlen in den unzähligen Seesäcken fest, dass ich wohl gestern beim liegen auf der Tasche das ein odere andere wieder geschrottet haben musste. Vorwurfsvoll schmetterte er mir ein "Ohh du Depp!!" entgegen. Was war nun wieder geschehen dachte ich? Mich störte das nicht im geringsten wenn das Tagebuch in zwei Teile zerbrach und auch mit einer undichten wasserdichten Kunststoffbox konnte ich gut leben. Mein Chef fand das aber nicht so lustig wie ich. Auch nicht lustig fand er dass er wegen dem Gewitter in der Hitze des Gefechtes vergass die knisternde Schutz- und Rettungsdecke unter den Zeltboden zu legen. Dadurch drang dann in der Nacht von unten die Nässe durch den Daunenschlafsack an ihn ran. Da die Sonne aber an diesem Morgen bereits wieder kräftig zwischen den Pinien hindurch schien, wurde der Schlafsack zum trocknen über einen Busch gehängt. Tja, auf Trekking muss man an alles denken sonst straft einen das Schicksal sofort und grausam.

Als sich mein Chef endlich angezogen hatten ging es wie jeden Morgen auf meinen Futterspaziergang. Hier ging es ins Dorf, denn mein Boss wollte sich frische Brötchen besorgen.



Noch wussten wir nicht ob wir noch zu früh dran waren und ob es hier überhaupt eine Bäckerei gab. Auf dem Zeltplatz war noch lange nicht damit zu rechnen, dass das Geschäft öffnete. Im Dorfzentrum angelangt stellten wir zu unserem grossen Erstaunen fest, dass es für dieses relativ kleine Dorf gleich zwei, sich direkt gegenüberliegende Bäckereien gab. Ein kurzer Blick durch die jeweiligen Schaufenster genügte uns und mein Chef band mich vor einem der beiden Geschäfte an. Als er wieder raus kam wusste ich schon was er gekauft hatte denn ich beobachtete genau was er gekauft hatte. Demenstprechend lief mir auch schon das Wasser im Mund zusammen. Als sich mein Chef auf einem Mäuerchen nieder liess stellte ich mich mit dementsprechend grossen Erwartungen vor ihn. Ob ich wohl heute etwas abbekomme dachte ich? Gut, die Enden der Nusshörnchen fielen in den meisten Fällen immer für mich ab und so sollte es auch heute sein. Erwartungsvoll lief mir daher der Speichel aus dem Mund und wenn es nach mir gegangen wäre hätte man die ganze Bäckerei kaufen können. Nun Süsskram bekam ich immer nur ganz wenig, denn das ist für uns Kamele nicht die ideale Ernährung. Aber wenn das so herrlich duftet, dann wird jedes Kamel schwach. Nun gut an diesem Tag sollte mir das Glück hold sein und deshalb kriegte ich auch wieder etwas zu essen.

Nach dem Frühstück streiften wir noch ein bisschen durch's Dorf und bei einem Zeitungsstand kaufte sich mein Boss einige Zeitungen. Es war klar, dass wir in allen Ausgaben mit Bild und Text verewigt waren.



Es dauerte auch nicht lange und die ersten Menschen winkten uns freundlich zu und riefen uns ihre Glückwünsche entgegen. Das Leben bekam eine neue Qualität. Einerseits war man nun bekannt und es war dadurch etwas angenehmer, andererseits musste man nun andauernd allen Leuten die Geschichte des wie und warum der Weltreise erzählen. Je weiter wir voran kamen umso länger wurde dabei die Geschichte und es bedarf einiges Glücks um die Menschen nicht frustriert zurück zu lassen. Denn schliesslich wollte jeder direkt aus unserem Munde die Geschichte erfahren. Wir aber mussten weiter und so kehrten wir zum Zeltplatz zurück wo mein Chef unsere Sachen packte.

Nachdem ich bepackt war machten wir uns auf den Rückweg in Richtung Yverdon les Bains. Diesmal jedoch wählten wir vorsorglich die bequemere Seeroute, denn eine lokale Wanderkarte besassen wir wie immer keine. Übrigens hatten wir generell nie Wanderkarten dabei. Einziges Hilfsmittel war eine Strassenkarte der Schweiz im Massstab 1:600000 und damit mussten wir uns wohl oder übel begnügen. Wollten wir Wanderkarten, dann hätten wir noch ein weiteres Kamel benötigt nur um dieses logistische Problem des Karten-Transports zu lösen. Zudem ergab sich noch ein grundlegendes Problem. Wir wählten die jeweilige Strecke auf Grund von Gesprächen mit Einheimischen. Wenn uns ein Weg empfohlen wurde mussten wir uns aber trotzdem auf unser Gefühl verlassen und auf gut Glück losziehen. Nicht immer hatten wir Glück. Es wird sich noch des öftern zeigen, dass die Leute unsere Bedürfnisse nicht richtig einschätzen konnten und dann war Improvisationstalent gefragt und oft half uns auch nur der Zufall weiter. Die grössten Probleme die sich uns stellten waren: Brücken, steile Abhänge, glitschige, matschige oder sumpfige Böden, Unterführungen die niedriger als zwei Meter waren oder zum Beispiel zu steile oder zu enge Treppen. Im weiteren mussten wir immer in etwa eine Mindesthöhe von zwei Meter und eine Mindestbreite von durchgehend einem Meter und fünfzig Zentimeter vorfinden. Ansonsten waren oft lange Umwege zu wählen. Dies bedeutete natürlich, dass wir oft ganz wo anders hinkamen als beabsichtigt war. Die besten Wanderkarten sind da keine Hilfe und wenn man durch eine Kursänderung plötzlich 10 Kilometer mehr links oder rechts der gewählten Trassee läuft benötigte man dadurch gleich zwei weitere Lastkamele nur für den zusätzlichen Kartentransport. Ein schier unlösbares Problem und von den allfälligen Kartenkosten wollen wir hier gar nicht erst sprechen. Es galt also jeden Tag sehr behutsam vorzugehen und jemanden zu finden, der erstens die Umgebung gut kannte und zweitens die Fähigkeit besass sich vorzustellen was ich kann oder eben nicht kann. Dies musste jeweils mein Chef übernehmen, denn ich mochte nicht mit den Leuten reden.

Die Seestrasse wurde irgendwann in der Zeit nach 1900 gebaut. Vorher ging der ganze Verkehr wegen des grossen Sumpfgebietes zwischen Yverdon und Yvonand über den Berg. Wir aber wählten vorsorglich den bequemeren Seeweg. Hier war es zwar lauter und landschaftlich längst nicht so reizvoll wie oben drüber. Das war uns aber egal, denn wir mussten weiter, weil wir am kommenden Sonntag ein Engagement in Lausanne hatten das wir nicht verpassen durften. Nun mussten wir uns beeilen wollten wir nicht zu spät ankommen. Also trieb mich mein Chef an und es blieb wirklich keine Zeit für Musse und die Beine aus zu strecken. Auch musste ich die ganze Zeit im gehen fressen. Zum Glück bückte sich mein Chef andauernd und fütterte mich per Hand. Auch zupfte er im vorbeigehen immer wieder Blätter von den Büschen und steckte mir so immer wieder einen nahrhaften Happen zu. Wir kamen gut voran und gegen den späten Vormittag konnten wir am Ende der langen Gerade, Yverdon les Bains erkennen. Nur es bedurfte noch einige Zeit und Geduld bis wir dort ankamen. Dort angekommen entschieden wir uns sogleich Richtung Lausanne weiter zu marschieren und zu dem Zweck gingen wir nicht mehr durch die Stadt, sondern bogen am Stadtrand angekommen gleich links ab. Wir folgten dem Verlauf der Hauptstrasse. Der Weg führte uns durch endlose, hässliche Industriequartiere und über unzählige Kreuzungen weg von dieser Stadt, über die wir hier keine weiteren Worte mehr verlieren wollen.

Wenn immer möglich wandten wir uns von den Hauptstrassen ab und suchten uns historische Strassen. Diese zu beschreiten war um einiges angenehmer, denn auf solchen Wegen gibt es öfters schattige Abschnitte. Gut, der Preis dafür sind mehr Kilometer für die gleiche Strecke laufen zu müssen, dafür ist der Weg landschschaftlich öfters reizvoller und was jeweils das ausschlaggebende Argument für diese Wahl gewesen ist, dass war der Umstand, dass ich unangeleint frei laufen durfte. Mein Chef musste dann nur gut mit den Ohren und den Augen aufpassen, um mich bei drohender Gefahr schnell schützen zu können. Auf einer Hauptstrasse zu laufen war zudem äusserst gefährlich. Ich möchte es hier nicht unerwähnt lassen, dass es unzählige Idioten gab, die mir so nahe an den Beinen vorbei fuhren, hätte ich nur einen falschen Schritt zum falschen Zeitpunkt gemacht, es hätte tragisch enden können. Ich möchte es hier nicht unerwähnt lassen, dass es nur wenige gab, die wirklich einen genügenden seitlichen Abstand zu uns wählten beim überholen. Dafür meinten viele sie müssten dazu noch hupen oder sonst irgendwelche Faxen machten. Nun ich sah den Sinn solchen Tun's nicht ein, aber auch sonst versteh ich die Menschen nicht immer. Nach einiger Zeit hinter Yverdon les Bains kamen wir an eine Kreuzung. Die Hauptstrasse verlief links und wir wählten die rechte Variante über die Hügel und entschieden uns dem Wegweiser in Richtung einer Ortschaft mit dem Namen: Gressy zu folgen. Die Strasse führte in einigen Kehren hinauf zum Dorf und ich konnte endlich dort gehen wo ich Lust hatte. Es war zwar eine asphaltierte Strasse, aber mit beinahe keinem Verkehr. Oben im Dorf angelangt begegneten wir Menschen, die wegen den über uns erschienen Zeitungsberichten bereits wussten woher wir kamen und was unser Vorhaben war. Dies war nun erstmals anders als an den Tagen zuvor. Wir waren Öffentliche Personen (hihi auch lustig dieser Ausdruck) geworden und viele telefonierten sofort ihren nächsten Verwandten und Bekannten und so hatten wir urplötzlich mehr Zuschauer als all die Tage zuvor. Bei einem Haus gegen Ende des Dorfes wurde meinem Chef eine kühle Cola spendiert und es wurde uns freiwilig das Angebot unterbreitet im Garten eine Rast machen zu können. Ja, man ging sogar so weit, dass wir gleich diesen Platz zum Etappenziel hätten wählen können. Die Leute waren nett und leider wie so oft erfolgten solche Angebote nur zum falschen Zeitpunkt. Die Sonne stand noch hoch im Zenit und obschon sie gnadenlos auf uns runter brannte war es einfach noch viel zu früh um unser Tagessoll als bereits erreicht zu erklären. Wir mussten unbedingt noch weiter und so mussten wir diesen netten Leuten ihr freundlich gemeintes Ansinnen ausschlagen. Nach einigen Erklärungen und einiger Zeit die dadurch ins Land zog, brachen wir wieder auf und bedankten uns. Ich durfte in der Zwischenzeit nach herzenslust schöne Rosen fressen. Diese Leute bleiben mir in guter Erinnerung und ein Kamel vergisst nie etwas, das können sie sich ruhig merken. Der Weg führte weiter über sanfte Hügel und rechts von uns aus gesehen, sah man weit unter uns die Ebene des Flusses Orbe.

Man konnte auch gut den Lärm der Autobahn vernehmen der zu uns hochstieg. Wir liefen noch ungefähr sechs Kilometer weiter gegen Westen an diesem Tag und entschieden uns in Corcelles ~ sur Chavornay, uns mit dem Erreichten zufrieden zu geben. Wir waren mächtig verschwitzt und entsprechend froh darüber, dass uns ein netter Bauer der direkt am Dorfrand wohnte ein Nachtlager anbot. Ich wurde von meiner Last befreit und durfte mich im umzäunten Obstgarten austoben. Mein Chef schlug bei mir auf der Wiese sein Zelt auf und es wurde ihm das Angebot gemacht eine warme Dusche zu nehmen, was er natürlich dankend annahm. Wieder kamen unzählige Leute des Dorfes, welches noch vor uns lag, um uns zu bestaunen. Der Bauer lud Jörg zum Nachtessen ein und mir wurden von den Kindern des Bauern einige Möhren zugeschoben. Nach dem Essen kam mein Chef wieder zu mir hinaus und legte sich neben mich ins Gras um mich etwas zu massieren. Dazu hörten wir zusammen Musik aus dem Radio und als der Sternenhimmel über dem Firmament aufzog verkroch sich mein Boss glücklich aber hundemüde (ist ja gar kein Hund dabei oder ?) in seinen Schlafsack. Ich aber blieb an Ort und Stelle liegen und hörte verträumt noch eine geraume Zeit der Musik zu, bis wir irgendwann alle beide in einen erholsamen Schlaf fielen.

29. Juni 2002, morgens wie immer gegen Fünf Uhr

Irgendwann neigte sich die Nacht zu Ende und zaghaft suchte sich das Licht seinen Weg zurück. Ich musste natürlich sofort aufstehen und mir gleich mal einen dicken Bauch zulegen. Fressende Kamele sind schlecht zu überhören und deshalb war mein Meister auch relativ früh auf. Dieser Morgen war besonders warm und so kamen wir auch relativ schnell in die Gänge. Die Bauern gehören mit zu den Berufsgruppen die zeitig ran müssen und deshalb war unser Bauer auch schon unterwegs. Jörg räumte sein Zelt zusammen und alles wurde bereitgestellt um möglichst früh los zu kommen. Mein Chef wurde von den Bauersleuten aber noch an den gemeinsamen Frühstückstisch gebeten und dabei konnten sie noch ein wenig plaudern. Natürlich waren die Kinder des Bauern an diesem Tag auch schon früh auf und lauschten interessiert den Gesprächen zu. Wie immer wollten die Bauersleute viel über mich wissen und wie so oft verwechselten sie mein Ursprungsgebiet mit dem meiner Verwandten, den Dromedaren, oder zu mindest meinten sie, dass ich auch aus der Gegend der Pyramiden stammen müsste. Für die allermeisten Leute war es sowieso einmal grundsätzlich unvorstellbar, dass ich in der Schweiz geboren wurde. Vielmehr herrschte die landläufige Meinung vor, dass ich wohl importiert wurde. Das da noch andere Kamele in der Schweiz lebten das hielt man schon beinahe für unmöglich. Des weiteren konnte fast niemand nachvollziehen, dass wir Trampeltiere im Winter selbst bei minus 50 Grad Celsius problemlos überleben können. Und das ich ein asiatisches Trampeltier mit Mongolisch-Sibirischen Wurzeln sein soll, das versetzte dann erst recht alle Zuhörer in ungläubiges Staunen. Jetzt im Sommer bedurfte es ab und zu schon etwas Überzeugungsarbeit meines Chefs, denn nachdem ich vor kurzem das Fell gewechselt hatte, konnte sich das niemand so recht vorstellen wie ich das anstellen würde bei diesen kalten Wintertemperaturen wie sie hierzulande keine Seltenheit sind. Nun, bis zum Winter waren es gut und gerne nochmals sechs Monate und in der Zeit wuchs mein Fell natürlich wieder auf eine stattliche Länge nach. Kaum zu glauben für die meisten war, dass wir Kamele den Schnee besonders gerne mögen. So erzählte ihnen mein Chef einiges über unsere Spezies und irgendwann war es Zeit um Abschied zu nehmen. Wir hinterließen unsere Adressen wie man uns erreichen könnte und prompt erreichte eine Freundinn von uns ein paar Wochen später eine schöne Zeichnung von mir. Ich denke, dass ich bei diesen Kindern schon für bleibenden Eindruck gesorgt haben musste. Jedenfalls möchten wir Euch das Kunstwerk dr achtjährigen Tochter des Bauern nicht vorenthalten. Ob die Kinder wohl immer noch an mich denken? Jedenfalls möchten wir an dieser Stelle für das tolle Werk recht herzlich danken!



An dieser Stelle wird die Geschichte in Kürze weiter erzählt. Hier vorerst einmal ein paar eindrückliche Bilder vom weiteren Verlauf unserer Weltreise.



Einige Bilder sind zum Träumen. Dieses hier verbinden wir eher mit Albträumen...
Hier beim warten auf die französischen Veterinärbeamten auf der Autobahn am Schweizerisch - Französischen Zoll in Bardonnex, in der Nähe von Geneve. Nach geschlagenen sechs Stunden erschienen die Herren am Montagnachmittag um 14 Uhr doch noch völlig unerwartet zum Dienst. Telefonisch hatte man sie gesucht und selbst im Landwirtschaftsministerium in Paris wusste keiner wieso zur Büroöffnungszeit niemand am einzigen Greztierärztlichen Grenzübergang zwischen der Schweiz und Frankreich auf seinem Posten war. Nun, um es vorweg zu nehmen. Zwischen der Schweiz und Frankreich herrscht was Tier Imp-/ respektive Exporte anbelangt, ein kleiner "Grenzkrieg". Gegenseitig sind die Grenzen dicht und alle Tiere dürfen einen 400 km langen Um(weg) über Basel nach Lörrach in Deutschland und von dort weiter nach Frankreich machen. Was passieren darf ist Salami etc.....und selbstverständlich Panzer & Co.




Auf dem Fünf Sterne Campingplatz "Vidy" wurden wir während zweier Wochen unfreiwillig Gäste. Wir bräunten uns das Fell und warteten derweil auf unsere Einreiseerlaubnis für Frankreich. (Wie man den nachfolgenden Bildern entnehmen kann gefiel es mir auf diesem Zeltplatz ausserordentlich...)










Es gab da zu jener Zeit etwas was keiner für möglich halten würde. Das alte Gesetz welches den Import von Kamelen regeln müsste war kurzerhand ausser Kraft gesetzt worden. Das neue Gesetz vom zuständigen Minister in Paris noch nicht unterzeichnet. Man befand sich also was mich anbetraf in einem Gesetzlosen Zustand. (!?)
Es schien als ob der Minister den Füllfederhalter verloren hätte. Eigentlich hatten wir die Absicht bei Wintereinbruch in Portugal am Atlantik zu sein. So wie sich das darstellte konnte aber niemand sagen wie lange dieser Gesetzlose Zustand noch anhalten würde. Die Medien begannen sich für uns zu Interessieren.








Das half uns aber dennoch nichts. Wir konnten anstatt wie vorgesehen nach Westen den kleinen Umweg gegen Norden über Deutschland nach Frankreich machen. Kein Problem es waren ja nur ca. 500 Kilometer zusätzliche Wegstrecke...






Hier liege ich im Fahrradschopf von Hannelore in Freiburg im Breisgau. (Danke Hannelore für Deine Gastfreundschaft, die Äpfel in Deinem Garten schmeckten ausgeszeichnet!)



Dieses Bild hier zeigt mich bei fressen des Traumfängers am Haus von Hannelore. Mein Boss behauptet jetzt allen Ernstes, dass ich dadurch ein schlechtes Omen auslöste und er deshalb nicht seinen ersten Bubentraum, nämlich die Welt mit einem Kamel zu umrunden erfogreich durchführen konnte.

Unfreiwillig wartete ich in Freiburg im Breisgau auf meine Bewilligung um legal die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich überschreiten zu können. Um es Vorweg zu nehmen: Es gab auch an diesem Punkt der Reise Zoff. Die Veterinärbehörden Deutschlands und Frankreichs konnten sich nicht darüber einigen welche der Europäischen Richtlinien denn in Bezug auf mich anzuwenden seien....(!?) Wir verdanken den Durchbruch in den schier endlosen und zähen Verhandlung dem Deutschen Fernsehsender ARD, BRISANT, und dem Umstand, dass wir in Frankreich schon wieder die Medien interessierten. Wir waren ein Thema auf TF1 (Frankreichs Staatsfernsehsender Nummer Eins!) und zwar in den Hauptnachrichten um 20 Uhr und so wurde denn aus dem fernen Paris unverhofft grünes Licht gegeben. Das brachte den Stein ins rollen. Als wir endlich losmarschieren wollten wusste aber keiner wie man uns die nötige Bewilligung ausstellen sollte. Und das kam so: Wenn Tiere innerhalb der EU die Binnengrenzen "überschreiten" wollen so geht das nicht!! Zu Fuss ist schlicht nicht vorgesehen. Das entsprechende Computerprogramm aus Brüssel kennt nur die Reise per Flugzeug, Bahn, Strassenfahrzeug oder mit dem Schiff. An einer Stelle im dafür vorgesehenen TRACES-Formular musste nämlich zwingend ein Transportmittel angegeben werden und es ist ein Kontrollschild hierzu notwendig.....Wir versetzen die Behörden erneut richtig in Trab. In unserem Fall erging die Meldung ausserplanmässig ausnahmsweise per Fax.
Am 1. September 2002 durften wir dann, als wir es schon beinahe nicht mehr für möglich gehalten hätten, endlich bei Breisach den Rhein überschreiten und hochoffiziell und mit viel Presse in Begleitung in Frankreich einmarschieren.




Irgendwo mitten in Frankreich unterwegs gegen Süden. Wie immer unangeleint und schön artig auf dem Trottoir (Bürgersteig) wie der Schweizer so schön sagt.



Eindrucksvoll: Die Stadt Le Puy en Velay mitten in Frankreich im Massiv Centrale gelegen. Zwei Kirchen auf Vulkanschlote gebaut.

St. Jean Pied de Port. Mystisch verbunden mit dem Jakobsweg. Spätestens ab hier wird jeder automatisch zum Pilger.







Sonnenaufgang zwischen St. Jean Pied de Port, Frankreich und Roncesvalles, Spanien, auf den Pyrenäen. Auch dieser Grenzübertritt war begleitet von gewaltigen Schwierigkeiten und Misstönen. An diesem Morgen fegte ein Herbststurm mit gut und gern 150 km/h über die Berge. Ich hatte grosse Mühe vorwärts zu kommen, derweil es meinen Chef fast weggeweht hätte.











Wer Pamplona in Spanien kennt, der dürfte dieses Gebäude sicher auch schon einmal gesehen haben. Die Stadt Hemingways und der Stierläufe. Wenn jedoch ein "Pseudopilger" mit einem Saumtier daherkommt dann geht in Spanien gleich mal nichts mehr. Nun, vierzig Jahre Francodiktatur haben tiefe, nein sogar sehr tiefe Wunden bei den Spaniern hinterlassen. Das meist verwendete Wort der Spanier heisst: Prohibido. Und das bedeutet auf gut Deutsch: Verboten. Und so erstaunt es denn niemanden, dass auch wir da nicht einfach so durchmaschieren durften. (Dieses und das nächste Bild verdanke ich der stark übergewichtigen Brasilianischen Pilgerin Rosaria, welche sich mit riesigen Blasen an den Füssen von uns noch einmal inspirieren liess und wieder Mut und Lauffreude gewann. Wir schleppten sie einfach durch Pamplona mit. Danke für die Pappkameraschnappschüsse)



Ole! Hier bemühen sich zwei Journalistinnen der grössten Zeitung der Provinz Navarras, des "Diario de Navarra", um unser Durchgangsrecht durch Pamplona. Der anschliessende Zeitungsartikel am folgenden Tag verursachte Misstrauen, Irritationen und Skepsis mir gegenüber.



Am übernächsten Tag wurden wir sogar noch unfreiwillig zu Comicstars.







Auf dem Jakobsweg. Nachdem wir Pamplona mit viel Mühe und List hinter uns brachten begegnete ich den ersten Winmühlen meines Lebens....



Nichts aber auch gar nichts konnte ich der Spanischen Küche abgewinnen. In der nun beginnenden Extremadura versuchte ich drei Mal erfolglos nach Hinten Richtung nach Hause abzuhauen. Hier versuche ich es instinktiv meinen Vettern in der Gobiwüste nach zu machen und probiere zum ersten Mal in meinem Leben Kakteen. Irgendwo bei Logrono...



tja und am Atlantik war dann endgültig Schluss mit unserer Weltreise. Der Grund: Wir warten noch heute vergeblich auf die Einreisevisa nach den U.S.A.
tja Mr. President und seine Crew plagen vermutlich andere Probleme als unsere Reise. Vermutlich fürchtete man sich in meinen Höckern könnten sich Bin Laden und seine Gesellen verstecken. Auf eine kleine abschlägige Antwort auf unsere Gesuche hätten wir uns trotzdem gefreut und demokratische Verhältnisse vorausgesetzt, würde das eigentlich den heute üblichen rechtstaatlichen Standards entsprechen..





Nun, es sollte nicht sein. Hier bin ich schon auf meiner Rückreise im Kamelanhänger Richtung Deutschland.



Auf unserer Reise verteilte mein Boss bei jeder sich bietenden Gelegenheit wenn wir erkennbar fotografiert wurden Visitenkarten mit der Bitte um Zusendung eines Bildes oder einen kleinen Eintrag per Email in unsere Homepage: http://www.go-goli-go.org/ Versprochen haben das Hunderte... Effektiv waren es weniger als Zehn Personen die sich mit einem Eintrag in unser Onlinetagebuch verewigten das sich durch die Menschen welchen wir begegneten getragen werden sollte. Wir Danken trotzdem allen recht herzlich für ihre Mühe die sie sich genommen haben! Thank you! Merci beaucoup! Gracias! Besonders gefreut hat uns natürlich der übersandte und hier abgebildete Kalender 2003 der Elementarschule aus Felon im Französischen Jura.
Die vorerwähnte Internetseite ist hier http://web.archive.org/web/20040929143418/http://www.gogoligo
.org/
in diesen Blog eingebunden.



Tja und so sehen Kamelfüsse nach einer fast 2500 km langen strapaziösen Reise aus, die einen nicht erheblichen Teil entlang asphaltierter Strassen verlief.



Und hier noch das zur Geschichte passende obligate Schlusswort.



PS. tja und dann soll ich noch eine Frage beantworten: "Wo hast Du denn bei Regen geschlafen?" Nun, ganz einfach. Schaut her, hier bin ich in meinem neuesten Prêt-à- porter wasserdichten Einkamelzelt.... cool wat? So, jetzt Danke ich Euch, dass Ihr bis hierher tapfer durchgehalten habt. "Von was hast Du Dich denn auf der Reise ernährt?" Nöööö jetzt ist Schluss! Mich gibts immer noch. Und diese und alle anderen Fragen beantworte ich im kommenden Buch. Und ich verspreche Euch: Es ging abgefahren zu und her auf dieser Reise. Wir haben gewaltig was erlebt! Von Sex bis Crime. Wetten dass?




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